Mattsee, eine bei Reisenden beliebte Gemeinde im nördlichen Salzburger Flachgau, zog im Juli 1921 die mediale Aufmerksamkeit auf sich, als der Ort vom Gemeindevorstand offiziell für „judenfrei“ erklärt wurde. Durch dieses Alleinstellungsmerkmal sollten in Krisenzeiten besonders viele Sommerfrischegäste nach Mattsee gelockt werden. Ein gänzlich gegenteiliges Bild Mattsees zeigte sich jedoch noch vor dem Ersten Weltkrieg, als auch Juden und Jüdinnen bereitwillig im Ort Aufnahme fanden. Dieser tourismuspolitische Wandel zwischen 1860 und 1920 wird in der vorliegenden Arbeit anhand zweier in der Antisemitismusforschung gängiger Theorien (Deprivations- und Krisentheorie) untersucht. Unter Einbeziehung des medialen Diskurses werden die Wechselwirkungen der damaligen sozio-ökonomischen Rahmenbedingungen und der tourismuspolitischen Entscheidungen der Gemeinde analysiert.
Alle Artikel betreut von Dr. Katharina Scharf, BA MA
Von „Offiziersmädchen“, „Mannschaftshuren“ und „Schützengrabenmenschern“. Mediale Diskurse und gesellschaftliche Perzeptionen der österreichischen Frauenpresse zur Kriegsprostitution 1914–1918
Mit dem Ersten Weltkrieg gewann die Prostitutionsdebatte in Österreich-Ungarn zunehmend an Brisanz. Die Bestürzung über die militärische Institutionalisierung der Sexarbeit und den „Verfall der Sitten“ äußerte sich besonders in der Presse als Spiegel des öffentlichen Diskurses. Perzeptionen und Argumentationen der einzelnen Blätter divergierten dabei aber stark. Dieser Artikel widmet sich erstmals dem spezifischen Zweig der österreichischen Frauenpresse und versucht, mittels Diskursanalyse dreier exemplarischer Zeitschriften, den weiblichen Prostitutionsdiskurs der Kriegsjahre zu umreißen. Aufbauend auf diesen empirischen Erkenntnissen werden zudem die grundlegenden Ursachen der Diskriminierung erörtert und im Sinne des Intersektionalitätsansatzes auf fünf zentrale Kategorien zurückgeführt.