„Von pfennincpredigern und heuschrecken im menschenantlütze“ – zur Rolle von Geld und Wucher in antijüdischen Vorstellungen im Mittelalter

Kaum eine Vorstellung hat das jüdisch-christliche Verhältnis so entscheidend geprägt wie die des „Wucherjuden“. Zunächst als innerchristlicher Diskurs unter Theologen geführt, wurde das Bild vom „Geld in jüdischen Händen“ später mithilfe von Predigt und Exempelliteratur in die mittelalterliche Gesell-schaft hineingetragen – mit all seinen Folgen für das aschkenasische Judentum (bis heute). Der vorliegende Aufsatz analysiert die Motive hinter den diskursiven Strategien, die sich für eine Etablierung und Tradierung des „Wucherjuden“ verantwortlich zeigten sowie ihren Einsatz in antijüdischen Blutbeschuldigungslegenden. Es wird gezeigt, dass Geld bei der inhaltlichen Gestaltung solcher Geschichten vielfach als Kumulationsbegriff fungierte, an den die übrigen judenfeindlichen Narrative ideal andocken konnten.

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Die Historie von Simon von Trient – antijudaistische „Fake News“ im späten 15. Jahrhundert?

Diese Arbeit untersucht eine deutschsprachige Inkunabel, die im Kontext des Trienter Ritualmordprozesses 1475 entstand. Der jüdischen Gemeinde wurde vorgeworfen, ein christliches Kind ermordet zu haben. Die historische Forschung zeigt klar, dass es einen jüdischen Ritualmord nie gegeben hat; in der vorliegenden Inkunabel werden daher falsche Tatsachen als wahr ausgegeben. Diese Arbeit versucht die Frage zu beantworten, ob charakteristische Mechanismen, nach denen „Fake News“ heute funktionieren, bereits im Norditalien des späten 15. Jahrhunderts zu finden waren. Besonderes Augenmerk wird auf den Begriff des sogenannten „Hybrid-Fakes“ gelegt. Die Quelle wurde bezüglich dieser Gesichtspunkte noch nicht untersucht, somit liefert die hier vorliegende Arbeit einen Beitrag zum besseren Verständnis historischer antijüdischer Falschmeldungen.

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