Arbeit eingereicht bei: Univ.-Prof. Mag. Dr. Margit Reiter
Für die historische NS-Forschung scheint die Ansicht, die Massenverbrechen des Nationalsozialismus ließen sich auf „normale“ Täter*innen zurückführen, spätestens seit den 1990er Jahren einem Konsens zu entsprechen. Normalitätszuschreibungen im Kontext von NS-Täterschaft gab es bereits seit den Ursprüngen der Auseinandersetzung. Die Frage, wie „Normalität“ konstruiert wird, folgte jedoch immer wieder unterschiedlichen Zugängen und Deutungen, die in dieser Arbeit an drei zentralen geschichtswissenschaftlichen Arbeiten (Arendt: Eichmann in Jerusalem, Browning: Ganz normale Männer und Goldhagen: Hitlers willige Vollstrecker) exemplifiziert werden. Ferner wird der Frage nachgegangen, was „normal“ unter derart extremen Gewaltbedingungen wie der Shoah überhaupt bedeuten kann, welche Attribute von „Normalität“ auf verschiedene Tätergruppen an-gewendet werden und ob und inwieweit kursierende „Normalitäts“konstruktionen für die Geschichtswissenschaft überhaupt produktiv sind.