Ganz normale Menschen? Der Normalitätsbegriff der NS-Täterforschung


Für die historische NS-Forschung scheint die Ansicht, die Massenverbrechen des Nationalsozialismus ließen sich auf „normale“ Täter*innen zurückführen, spätestens seit den 1990er Jahren einem Konsens zu entsprechen. Normalitätszuschreibungen im Kontext von NS-Täterschaft gab es bereits seit den Ursprüngen der Auseinandersetzung. Die Frage, wie „Normalität“ konstruiert wird, folgte jedoch immer wieder unterschiedlichen Zugängen und Deutungen, die in dieser Arbeit an drei zentralen geschichtswissenschaftlichen Arbeiten (Arendt: Eichmann in Jerusalem, Browning: Ganz normale Männer und Goldhagen: Hitlers willige Vollstrecker) exemplifiziert werden. Ferner wird der Frage nachgegangen, was „normal“ unter derart extremen Gewaltbedingungen wie der Shoah überhaupt bedeuten kann, welche Attribute von „Normalität“ auf verschiedene Tätergruppen an-gewendet werden und ob und inwieweit kursierende „Normalitäts“konstruktionen für die Geschichtswissenschaft überhaupt produktiv sind.

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Eine Epoche vor Gericht. Der Eichmann-Prozess als Sondersendung im Fernsehen der BRD“


Der Prozess gegen den NS-Täter Adolf Eichmann in Israel 1961 sorgte weltweit für Aufsehen. In der BRD wurde der Prozess zu einem damals einzigartigen Medienereignis, insbesondere durch die Sondersendung Eine Epoche vor Gericht, die den Prozess, aber auch Reaktionen darauf sowie Auswirkungen des Prozesses begleitete. In dieser Arbeit wird diese Sendung eingehend analysiert und mit der zeitgenössischen Zeitungsberichterstattung in der BRD verglichen. Für die deutsche Bevölkerung bedeutete der Prozess einen Anstoß zur Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit und ihren Täter*innen. Die Medien spiegelten dieses Bestreben, zeigten zugleich jedoch die vorherrschende Abwehrhaltung sowie Unsicherheiten und Sorgen vor einem Ansehensverlust Deutschlands vor der Weltöffentlichkeit.

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Zwischen „brutaler Naziverfolgung“ und „nachsichtiger Politik“ – Die Entnazifizierung österreichischer „Minderbelasteter“ 1945 bis 1960 anhand eines Fallbeispiels

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs verfolgten die Alliierten in Österreich ein großes Ziel: Sie wollten das Land konsequent „entnazifizieren“, d. h. Nationalsozialist*innen aus allen Führungspositionen entfernen, das nationalsozialistische Gedankengut aus der Gesellschaft beseitigen und eine demokratiebewusste Zivilgesellschaft schaffen. Vor allem die USA propagierten dieses Programm. In der Praxis gestaltete sich das Vorhaben allerdings anders als ursprünglich geplant. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, inwieweit das ambitionierte Ziel der Alliierten tatsächlich umgesetzt werden konnte. Anhand eines konkreten Fallbeispiels wird veranschaulicht, welche Maßnahmen in der Nachkriegszeit gegen ehemalige Nationalsozialist*innen ergriffen wurden und welche kurz- und langfristigen Auswirkungen diese Entnazifizierungspolitik auf die Betroffenen und ihre Familien sowie die österreichische Gesellschaft insgesamt hatte.

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