Eine Epoche vor Gericht. Der Eichmann-Prozess als Sondersendung im Fernsehen der BRD“


Der Prozess gegen den NS-Täter Adolf Eichmann in Israel 1961 sorgte weltweit für Aufsehen. In der BRD wurde der Prozess zu einem damals einzigartigen Medienereignis, insbesondere durch die Sondersendung Eine Epoche vor Gericht, die den Prozess, aber auch Reaktionen darauf sowie Auswirkungen des Prozesses begleitete. In dieser Arbeit wird diese Sendung eingehend analysiert und mit der zeitgenössischen Zeitungsberichterstattung in der BRD verglichen. Für die deutsche Bevölkerung bedeutete der Prozess einen Anstoß zur Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit und ihren Täter*innen. Die Medien spiegelten dieses Bestreben, zeigten zugleich jedoch die vorherrschende Abwehrhaltung sowie Unsicherheiten und Sorgen vor einem Ansehensverlust Deutschlands vor der Weltöffentlichkeit.

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„Folter im Mittelalter“ in einer Auswahl aktueller österreichischer Schulbücher. Eine Diskursanalyse

Die Populärkultur prägte das Bild vom „entzweiten Mittelalter“ und schuf damit ein wissenschaftlich kaum zu überwindendes Paradigma. Deren Breitenwirkung ist weitreichend und muss kritisch hinterfragt werden. Auch in der Schule und durch die Schulbücher wird dieses Geschichtsverständnis gefördert. Dieser Beitrag untersucht, wie sich eine Auswahl an aktuellen österreichischen Schulbüchern vor diesem Hintergrund mit dem Thema „Folter im Mittelalter“ auseinandersetzen. Anstatt Folter im Kontext des Mittelalters zeitlich gerecht in dessen Straf- und Gerichtssystem einzuordnen und Machtverhältnisse zur Analyse anzubieten, beschränken sich viele Aufbereitungen auf die Darstellung von grausamen Foltermethoden.

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Diskursiver Raum – Analyse eines Kreuzzugsaufrufs von Bernhard von Clairvaux (Epistula 363)

Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Historischen Diskurstheorie im Sinne Achim Landwehrs und Philipp Sarasins, die mit Hilfe des „kultursemiotischen Raumkonzepts“ des Kulturwissenschaftlers Albrecht Koschorke um das Konzept eines „diskursiven Raumes“ erweitert werden soll. Anhand einer exemplarischen, dem Modell Landwehrs folgenden, diskursanalytischen Untersuchung eines Kreuzzugsaufrufs (Epistula 363) Bernhards von Clairvaux (1090–1153) soll überprüft werden, ob und in wie weit eine solche Erweiterung der Diskurstheorie sinnvoll ist.

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Impfen: Ja oder Nein? Eine historische Betrachtung der Impfdebatte des 19. Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum im Vergleich zur Gegenwart Psychiatries in the 20th Century

Die Frage „Impfen: Ja oder Nein?“ spaltet die Gesellschaft in zwei gegensätzliche Lager, die, wie es scheint, kaum miteinander zu versöhnen sind: jenes der Impfgegner/-innen und jenes der Impfbefürworter/-innen. Wenig bekannt ist der Umstand, dass diese Diskussion des Für und Wider von Schutzimpfungen keine neue ist, sondern seit der Entwicklung und Institutionalisierung der Kuhpockenimpfung durch Edward Jenner existiert. Der vorliegende Beitrag zeichnet einige Argumentationsstränge in dieser gesamtgesellschaftlichen Kontroverse seit deren Beginn bis in die Gegenwart nach.

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„Von pfennincpredigern und heuschrecken im menschenantlütze“ – zur Rolle von Geld und Wucher in antijüdischen Vorstellungen im Mittelalter

Kaum eine Vorstellung hat das jüdisch-christliche Verhältnis so entscheidend geprägt wie die des „Wucherjuden“. Zunächst als innerchristlicher Diskurs unter Theologen geführt, wurde das Bild vom „Geld in jüdischen Händen“ später mithilfe von Predigt und Exempelliteratur in die mittelalterliche Gesell-schaft hineingetragen – mit all seinen Folgen für das aschkenasische Judentum (bis heute). Der vorliegende Aufsatz analysiert die Motive hinter den diskursiven Strategien, die sich für eine Etablierung und Tradierung des „Wucherjuden“ verantwortlich zeigten sowie ihren Einsatz in antijüdischen Blutbeschuldigungslegenden. Es wird gezeigt, dass Geld bei der inhaltlichen Gestaltung solcher Geschichten vielfach als Kumulationsbegriff fungierte, an den die übrigen judenfeindlichen Narrative ideal andocken konnten.

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Schweigen im (Blätter-)Walde? Ein Beitrag zur Geschichte des Widerstandes gegen die Pyhrnautobahn

Die Pyhrnautobahn ist als Teil des transeuropäischen Straßennetzes eine hoch-rangige Alpenquerung. 1987 kam es nach Beginn der Arbeiten zum Lücken-schluss in Oberösterreich zu Baustellenbesetzungen, die durch das Einschreiten der Gendarmarie beendet werden mussten. Die vorliegende Arbeit untersucht die Rezeption der Widerstandsaktionen in österreichweit erscheinenden Print-medien mit Hilfe der historischen Diskursanalyse. Die durch Große Koalition, gemeinsame wirtschafts- und beschäftigungspolitische Ziele der Sozialpartner und die Interessen der Bundesländer Oberösterreich und Steiermark entstan-denen hegemonialen Politikverhältnisse bewirkten einen stabilen Pro-Autobahn-Diskurs. Den Autobahngegnerinnen und -gegnern gelang es weder regi-onal, Menschen in nennenswerter Anzahl zu mobilisieren, noch nachhaltig über die regionale Ebene hinaus Aufmerksamkeit zu erzeugen.

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Von „Offiziersmädchen“, „Mannschaftshuren“ und „Schützengrabenmenschern“. Mediale Diskurse und gesellschaftliche Perzeptionen der österreichischen Frauenpresse zur Kriegsprostitution 1914–1918

Mit dem Ersten Weltkrieg gewann die Prostitutionsdebatte in Österreich-Ungarn zunehmend an Brisanz. Die Bestürzung über die militärische Institutionalisierung der Sexarbeit und den „Verfall der Sitten“ äußerte sich besonders in der Presse als Spiegel des öffentlichen Diskurses. Perzeptionen und Argumentationen der einzelnen Blätter divergierten dabei aber stark. Dieser Artikel widmet sich erstmals dem spezifischen Zweig der österreichischen Frauenpresse und versucht, mittels Diskursanalyse dreier exemplarischer Zeitschriften, den weiblichen Prostitutionsdiskurs der Kriegsjahre zu umreißen. Aufbauend auf diesen empirischen Erkenntnissen werden zudem die grundlegenden Ursachen der Diskriminierung erörtert und im Sinne des Intersektionalitätsansatzes auf fünf zentrale Kategorien zurückgeführt.

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